Mirjams Geschichte
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Mirjams Geschichte

Zum ersten Mal von einer Blutstammzellspende gehört habe ich im 1. Jahr meines Medizinstudiums in Fribourg. Ich ging an einen öffentlichen Vortrag wo die Organisation Marrow Fribourg, ihre Tätigkeiten und eben auch die Stammzellspende vorgestellte. Die Thematik hat mich sofort interessiert und fasziniert und so wurde ich kurze Zeit später selber Mitglied von Marrow Fribourg. Ich registrierte mich natürlich auch gleich als Stammzellspenderin.

Viele Aufklärungs- und Registrierungsevents später, ich setzte inzwischen meinen Master in Basel fort und war bei Marrow Basel aktiv, erhielt ich Anfang 2018 einen Anruf. Ich hätte mich ja mal als Stammzellspenderin registriert, es gäbe einen potentiellen «Match», also eine Person, welche Stammzellen benötigt und deren Zellbestandteile mit meinen annähernd identisch sein könnten, ob ich denn immer noch bereit wäre zu spenden. Natürlich war ich das! Leider kam es dann doch nicht so weit, ich war eben doch kein «Match». Naja, die Chance, dass man als registrierter Spender wirklich einmal spendet, ist ja schon sehr klein. Etwas enttäuscht war ich trotzdem, hätte ich mich doch sehr gefreut endlich die Erfahrung zu machen, über welche ich so viele Menschen schon informiert hatte.

Die Stammzellspende war für mich insgesamt eine sehr interessante und dank der guten Betreuung auch sehr angenehme Erfahrung.

Ein Jahr später bekam ich nochmals den gleichen Anruf. Natürlich war ich immer noch bereit zu Spenden.

Darauf wurde mir im Blutspendezentrum des Universitätsspitals Basel ein erstes Mal Blut abgenommen, um zu überprüfen, ob meine Blutzellen auch wirklich zu denen des Empfängers passten. So war es diesmal auch. Einige Wochen später dann de Anruf; ich sei wirklich «ein Match». Die Stammzellspende werde für Anfang 2020 geplant. So hatte ich einen Termin im Januar 2020. Von einer Ärztin des Blutspendezentrums wurde ich über meinen Gesundheitszustand befragt, untersucht und nochmals umfassend über den Ablauf der Stammzellspende informiert. Die Ärztin teilte mir mit, dass es eine periphere Spende werde, wo die Stammzellen über das Blut entnommen werden. Damit man überhaupt genügend Stammzellen im Blut finde, müsse ich mir 5 Tage vor der Entnahme Wachstumsfaktoren (G-CSF, Zarzio) spritzen. Weiter wurde ein EKG (Elektrokardiogramm, die Herzstromkurve) gemacht, Blut abgenommen und ein sogenannter Venen-Check durchgeführt, wobei kontrolliert wird, ob sich meine Venen für die Spende eignen. In meinem Fall war das leider nicht so. Ich habe ziemlich filigrane Venen, welche auch bei der Blutspende meistens platzten. Daher wurde mit meiner Zustimmung vereinbart, dass ich eine Art Zentralvenen-Katheter bekommen würde. Dieser wird via Ultraschall in die innere Halsvene eingelegt und gelangt so direkt in die obere Hohlvene. Somit war klar, dass ich bereits einen Tag früher ins Spital gehen und eine Nacht bleiben müsse, damit genug Zeit bliebe, um den Katheter einzulegen. Zu dieser Zeit arbeitete ich gerade als Unterasssistentin auf der Anästhesie des Unispitals, wo täglich solche zentral venösen Katheter eingelegt werden. Daher fand ich es interessant diese Erfahrung einmal selbst zu machen, statt den Patienten täglich zu erklären wie es sich anfühle, obwohl ich es ja selbst gar nie erlebt hatte.

5 Tage vor meiner Stammzellspende musste ich also die Spritzen mit den Wachstumsfaktoren im Unispital abholen. Die erste Spritze wurde mir dann gleich vor Ort unter Aufsicht verabreicht. Die restlichen konnte ich mir dann selber zu Hause verabreichen, 2x täglich in den Oberschenkel, vom Prinzip her genau gleich wie ein Blutverdünner.

Ein Tag vor der Stammzellspende trat ich also ins Unispital ein, um den Zentralvenen-Katheter eingelegt zu bekommen. Ein bisschen komisch fühlte es sich schon an nun plötzlich als Patientin zu den Anästhesisten gebracht zu werden mit welchen ich zuvor zusammengearbeitet hatte. Immerhin wusste ich, dass ich in den besten Händen war. Es wurde mir also der Katheter eingelegt, was alles reibungslos funktionierte. Das Gefühl, plötzlich so ein kleines Röhrchen an der Seite des Halses zu haben war schon etwas gewöhnungsbedürftig, ich wusste aber auch, dass es nur für einen Tag bleiben würde.

Am nächsten Morgen wurde ich um Punkt 08.00 Uhr auf der Hämatologie empfangen, wo dann auch die Stammzellspende durchgeführt wurde. Von Anfang an wurde ich bestens betreut und hatte das beste Bett der Abteilung mit einem tollen Ausblick.

Auf dem Bild erkennt man den Beutel in welchem die Stammzellen gesammelt wurden. Diese kommen mit dem Blut aus einem der Schläuche, werden in der Maschine links im Bild gefiltert, so dass nur die Stammzellen in den Beutel gelangen. Das Blut gelangte durch einen zweiten Schlauch wieder zu mir zurück. Da ich ja den Venenkatheter am Hals und nicht wie üblich an beiden Armen hatte, konnte ich meine beiden Hände gebrauchen, dies war definitiv ein Vorteil. So konnte ich auch während der Spende ein Mittagessen geniessen, was normalerweise erst nachher möglich ist. Die ganze Spende hat bei mir rund 8h gedauert, da anfänglich nicht genügend Zellen gesammelt werden konnten. Langweilig wurde es nie, ich hatte zwar einen Laptop und ein Buch dabei, kam aber kaum dazu, da ich so viele interessante Gespräche führen konnte. Sobald genügend Stammzellen im Beutel waren wurde mein Katheter gezogen und ich konnte am selben Tag nach Hause gehen. Am ersten Tag nach der Spende war ich noch etwas müde, ansonsten hatte ich keine Nebenwirkungen.

Rund einen Monat später fand eine Nachkontrolle im Blutspendezentrum statt. Auch danach wird man regelmässig via Fragebogen nach dem Befinden gefragt.

Die Stammzellspende war für mich insgesamt eine sehr interessante und dank der guten Betreuung auch sehr angenehme Erfahrung.

Falls mein Telefon in Zukunft nochmals klingelt, werde ich auf jeden Fall wieder spenden!